Bereits HIER hat meine Freundin Shaline über ihre Reise mit Baby nach Neuseeland berichtet. Heute folgt der zweite Teil. Vielen Dank noch einmal für deinen tollen Reisebericht.
Übrigens gilt beim wilden Campen in Neuseeland: leave nothing but footprints. Das haben wir uns sehr zu Herzen genommen und hatten auch auf Reisen unsere Stoffwindeln für unseren Sohn dabei. Da er bereits seit Geburt aufs Töpfchen geht und uns meist zuverlässig zeigt, wenn er mal muss, haben wir ihn wann immer es möglich war, abgehalten. (Stichwort: Windelfrei) So blieben die Windeln meist trocken. Und war doch mal eine nass, habe ich sie abends schnell ausgespült und in null Komma nichts waren sie dank Wind und Sonne wieder getrocknet.
Nun aber zum 2. Teil der Reise: die Nordinsel
Mit 2992km auf dem Campertacho fahren wir auf die Fähre und suchen uns einen besonders schönen Platz vorn auf dem Schiff, von dem wir die Malborough Sounds nochmal richtig gut bestaunen können. Nach 3,5 Stunden haben wir es endlich geschafft und betreten die Nordinsel in Wellington, der Hauptstadt Neuseelands mit etwa 190.000 Einwohnern. Nach dem wir den letzten Monat fast nur Natur gesehen haben, erleiden wir beinahe einen Kulturschock beim Anblick der vielen Lichter der Stadt. Freedom Camping sieht hier auch anders aus. Anstatt allein am Meer zu stehen, drängen wir uns auf einen der letzten Plätze auf einem Hafenparkplatz, direkt an der Straße….
Den 2. Weihnachtsfeiertag verbringen wir im sehr lohnenswerten und zudem kostenlosen Te Papa Museum. Hier nutze ich die Chance und wasche meine Haare im BehindertenWC. Einer der Nebeneffekte beim Freedom Camping… Duschen geht zwar Onboard, aber für Haare waschen reicht der Wasserdruck kaum. Blöderweise hab ich mein Handtuch vergessen und hocke mich unter den Handtrockner, der natürlich extra tief angebracht ist….
Es folgt eine längere Fahrt zum Tongariro National Park. Hier möchte mein Mann eine Tageswanderung machen. Um den Tongariro Alpine Crossing, eine 6-8 stündige Wanderung über Vulkane zu machen, muss man ordentlich ausgestattet sein. Dort oben kann es plötzlich heftig regnen oder schneien und Windgeschwindigkeiten bis 60km/h sind normal. Für die Witterung passende Ausstattung kann man sich zum Glück 8 km entfernt im Outdoorladen für 15$ leihen. Am nächsten Morgen steht er um 5:30 auf und startet um 6:30 seine 19km lange Wanderung. Die erste Stunde läuft der Weg recht flach über Vulkangestein und durch Tussokgräser, dann folgt der Anstieg zum South Crater. Weiter geht der anspruchsvolle Anstieg und man folgt dem Grat zum Red Crater, der noch aktiv ist und die Wanderer mit Schwefelgeruch umhüllt. Hier hat man mit dem Wind ordentlich zu kämpfen. Das Wetter heute ist perfekt und der Ausblick gigantisch. Auch Regisseur Peter Jackson war diese atemberaubende Natur bekannt und er entschied sich dafür, den Tongariro Nationalpark als Set für den Schicksalsberg in der Herr der Ringe zu verwenden….
Auf der Südinsel hatten wir zwei nette Schweden getroffen, die uns hier den Waikite Valley Campingplatz empfohlen hatten. Der ist recht klein und nur spartanisch ausgestattet, aber als Campinggast darf man das angeschlossene Thermalbad kostenlos mitbenutzen und dafür lohnt es sich. Etwa hundert Meter entfernt sprudelt 99 Grad heißes Thermalwasser aus der Erde und fließt einen Fluss hinunter. Das Wasser wird etwas umgelenkt und über flache Steine laufen gelassen, um abzukühlen und landet dann ständig frisch im Becken, in dem man sich herrlich bei 38-40 Grad entspannen kann. Da das Wasser unbehandelt ist, gilt auch hier wieder, den Kopf über Wasser zu lassen, damit keine Amöben durch die Ohren ins Hirn gelangen können. Eine der wenigen Gefahren in Neuseeland….
Am nächsten Tag schauen wir uns noch das nahegelegene Wai-O-Tapu Thermal Wonderland an. Wir starten am Lady Knox Geysir, der jeden Tag pünktlich um 10:15 ausbricht. Zugegeben, er bekommt dabei etwas Starthilfe, damit die Touristen nicht umsonst kommen. Im Anschluss laufen wir durch das hochaktive geothermische Gebiet. Hier gibt es die buntesten Quellen und die derzeit größten Sinterterrassen, dampfende Täler und den berühmten Champagnerpool mit seinem orangefarbenen Becken. Den Namen verdankt er kleinen Bläschen, die sein grünes kochendes Wasser perlen lassen. Er enthält Antimon, Arsen, Gold, Quecksilber, Silber und Schwefel. Besonders das Schwefel macht sich im ganzen Park bemerkbar….
Als nächstes fahren wir nach Tauranga, bzw dem etwas hipperen kleinen Vorort Mt. Maunganui. Wir verbringen den Nachmittag im Café und am Strand. Der Kleine darf mal wieder planschen gehen und freut sich. Zur Silvesternacht fahren wir wieder raus aus der Stadt und stellen uns an der Bucht, mit Blick auf die Stadt, auf einen schönen Grünstreifen. In dem Park gibt es Mandarinen und Avocadobäume, die unglaublich voll hängen. Die Früchte schmecken himmlisch. Außerdem sind um uns herum nun unheimlich viele Kiwiplantagen. Hier pflücken wir natürlich nichts, sondern bestaunen bloß, wie diese leckere und gesunde Frucht wächst. Übrigens kam bis vor ein paar Jahren noch 95% aller Kiwiexporte hier her und die Gold-Kiwi ist eine geschützte Neuseeländische Zucht, die nirgends anders angebaut werden darf….
Am nächsten Tag fahren wir an den Hot Water Beach. Hier gibt es einen Strandabschnitt, der nur 2 Stunden vor und nach Ebbe erreichbar ist, unter dem heiße Quellen liegen. Gräbt man sich ein Loch, kann man es mit warmen Wasser füllen lassen und sich reinsetzen. Das müssen wir natürlich tun, sowie hunderte andere Touristen auch. Manchmal findet man kalte mal heiße Quellen, die Kunst ist es, ein Loch zu graben, in dem beides zusammen trifft, um die optimale Temperatur zu haben. Aber man muss aufpassen, denn wenn man sich bewegt sprudelt ab und zu unter einem heißes Wasser hervor und man kann sich ernsthaft verbrühen. Das macht die Angelegenheit mit Baby auch durchaus schwierig. Der Kerl sitzt natürlich nicht entspannt in seinem Loch, sondern krabbelt lieber über die Sandmauern zu den anderen. Man muss immer fühlen, wo er seine Beinchen hat, damit er sich nicht verbrennt….
Die letzte Nacht im Camper haben wir an der Bucht von Thames übernachtet. Hier standen wir wieder in freier Natur und hatten den besten Blick aufs Wattenmeer. Wir haben einen kleinen Spaziergang durchs Watt gemacht und beobachtet, wie die Möven einen kleinen Hai verspeisen, der es bei Ebbe nicht zurück ins Wasser geschafft hat. Wir kommen ins Gespräch mit sehr netten Neuseeländern, die hier gerade mit ihrer Enkelin Urlaub machen. Sie haben sich ihr Abendessen aus dem Meer geholt, ein Snapper, ein paar Flundern und ein kleiner Hai. Am frühen Abend klopfen sie an unseren Camper und schenken uns 2 frisch gefangene und küchenfertige Flundern. Passt perfekt zu unseren Kartoffeln.
Nach 4230 gefahrenen Kilometern müssen wir unseren Camper schweren Herzens abgeben. Die Wochen in diesem Wagen waren einfach super. Nicht nur, dass man einfach immer alles dabei hat und stehen bleiben kann, wo man will, man ist auch als Familie immer zusammen. Mein Mann hat uns abends immer wunderbar Essen gekocht und unser Sohn hat es sichtlich genossen, so viel Mama UND Papa zu haben. Auch wenn wir noch eine Woche in Neuseeland haben, es fühlt sich ein bisschen an, wie das Ende einer Reise.